GESCHICHTE

Kleine Geschichte vom „Wilden Mann“

Der Sage nach soll ein kleines Areal an der heutigen Döbelner Straße nach Ende des Dreißigjährigen Krieges vom Kurfürsten Johann Georg an einen Einsiedler verschenkt worden sein, nachdem dieser dem Landesherren bei einem Raubüberfall das Leben gerettet hatte.

Tafel - LICHT & EISEN vom Wilden Mann
Wilder Mann - LICHT & EISEN vom Wilden Mann

Da hat denn der Fürst befohlen, zu bauen Gehöft und Haus,
an selbiger Stelle wo ihn der Riese gehauen heraus,
dem soll es gehören zum Dank für das, was er getan,
und soll geheißen werden das Haus »Zum wilden Mann«.

Erster nachgewiesener Besitzer war der spätere Dresdener Bürgermeister Phillip Strobel (1643–1702). Er begründete 1680 östlich des Steilanstiegs der heutigen Großenhainer Straße ein Weingut, auf dem auch Acker- und Viehwirtschaft betrieben wurden.

Es lag inmitten des als „die Trachenberge“ bezeichneten, damals neu angelegten, langgestreckten Weinberges zwischen Geblerstraße und Radeburger Straße.

Strobel war Inhaber des Schankrechts und schenkte Wein, Most und seit 1690 auch Bier aus. Strobels Schwiegersohn Lüder Hildebrand, Generaladjudanz August des Starken, erweiterte den Besitz beträchtlich um einige Anbauten und Flure, so dass sich das Gut auf die heutigen Grundstücke Döbelner Straße 108 bis 116 erstreckte.

Er erhielt zusätzlich zum Ausschank die Konzessionen zum Backen, Schlachten und Branntweinbrennen und wählte, wohl aufgrund der beschriebenen Sage, als Wirtszeichen die Gestalt des „Wilden Mannes“, die sich seit 1710 am Eingang der alten Gutsschenke befand. Nach dem Tode Hildebrands im Jahr 1732 wechselten die Besitzer des ein Jahr später als Vorwerk „Wildermann“ erwähnten Weinguts in rascher Folge.

Johanna Rosine Starcke, ab 1764 verheiratete von Zittwitz, erwarb 1762 das Gut und das Schankrecht. In den folgenden Jahren ließ sie an Stelle des Holzgebäudes einen steinernen Gasthof errichten.

Die im Siebenjährigen Krieg verbrannte Figur des Wilden Mannes mit Vollbart, Blätterschurz und Keule ließ sie 1775 in Sandstein erneuern und verkaufte ein Jahr später das Weingut wieder, woraufhin es abermals zu mehreren Eigentümerwechseln kam. Im Jahr 1791 wird das Gut als Wildemann erwähnt. Ab August 1835 hatten Weingut und Gasthof dann getrennte Besitzer.

Im Jahr 1883 erzwang die Reblaus die Aufgabe der Rebkulturen und, wie in weiten anderen Teilen des Dresdner Elbtals, das Ende des Weinbaus.

Auf dem Gut wurde noch bis 1898 Landwirtschaft betrieben. Wegen Baufälligkeit wurden das noch bis zum Schluss als Wohnhaus genutzte Gebäude des Weingutes 1934 abgerissen und im Anschluss wurde das Areal geteilt und an mehrere neue Eigentümer verkauft. Das Grundstück Döbelner Strasse 114 ist seit dem im Besitz der Familie Kleber. Bemerkenswert ist, das im Hinterteil des Grundstückes sich der einzig noch erhaltene Weinkeller des Weingutes aus dem Jahre 1832 befindet. Hier befindet sich die Werkstatt von LICHT & EISEN vom „Wilden Mann“.

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